Ontologiebasierter Fragebogen
Das Forschungsprojekt wurde in Kooperation mit der Hochschule für Philosophie München und der Technischen Universität Berlin mit Mitteln des BMWI durchgeführt. Das Ergebnis ist ein auf semantischen Technologien beruhendes allgemeines Befragungssystem mit Standard-Fragearten und innovativen mehrdimensionalen Frage-Antwort-Darstellungen.
Statistische Erhebungen und Befragungen sind für markt- und marketingorientierte Unternehmen (aber auch für Wirtschaftsverbände, Vereine, politische Parteien, Zeitungen usw.) von erheblicher Bedeutung. Die Gewinnung von Informationen anhand von Primärbefragungen wird von immer mehr Unternehmen genutzt, um damit z.B. ihre Produktpolitik entscheidend zu verbessern. So gibt es spezielle Befragungsmethoden mit denen die Neuentwicklung von Produkten und deren Bepreisung ermittelt werden können.
Solche Befragungen und statistischen Erhebungen werden durch Unternehmen, Verbände usw. (Auftraggeber) aber nur noch selten Inhouse geplant, durchgeführt und ausgewertet, sondern werden outgesourced und an professionelle Agenturen (Auftragnehmer) übertragen.
Hier zeigt sich sowohl auf Kunden- (Auftraggeber) wie auch auf Entwicklerseite (Agentur) das Problem, dass Software und Datenmodell oftmals stark an eine bestimmte Befragungsart gekoppelt und nicht flexibel einsetzbar sind. Typische Probleme (die eine flexible Nutzung von Fragebögen und deren Auswertung erschweren) sind z.B. begrenzte Anzahl von Fragearten, Reduktion auf eine oder nur sehr wenige Skalen, geringe Orientierung an wissenschaftlichen Aspekten bei der Gestaltung des Fragebogens, zu starke Fokussierung von Formatierungsvorschriften statt auf Abbildung von Beziehungsstrukturen zwischen Fragen, Auswertungen und Berichtsgestaltungen. Gerade bei den Auswertungen und Berichterstattungen sind die Ergebnisse zu sehr an bestimmten Fragetypen orientiert. Insgesamt sind die heute eingesetzten Methoden und Auswertungen bei der Marketingforschung zu starr und zu unflexibel und wenig auf den speziellen Kontext ausgerichtet.
Es fehlt ein Metamodell für Befragungen und deren Datenstrukturen, die mit den konkreten Fragen und Eigenschaften sowie deren wechselseitigen Beziehungen in Einklang gebracht werden. Comelio will eine ontologiebasierte, universell einsetzbare Regelmaschine zur Generierung innovativer Befragungs- und Auswertungssysteme entwickeln. Letztlich geht es um die Bereitstellung einer Ontologie, die als Metamodell für eine Regelmaschine bei der Festlegung von Fragebögen, Durchführungs- und Auswertungsstrategien zum Einsatz kommen soll. Ziel des Entwicklungsvorhabens ist es, zusammen mit der Hochschule für Philosophie in München eine Ontologie für die Erstellung, Verwendung und Auswertung von Fragebögen zu entwickeln und in einer möglichst universell einsetzbaren Regelmaschine zu nutzen.
Theoretische Grundlagen
Als Techniken kommen in allen Befragungen verstärkt Befragungssoftwareprodukte zum Einsatz, da sie die Möglichkeit bieten, direkt die Antwortdaten in einer zentralen Datenbank zu speichern und dadurch die Erfassungszeit, die bei Papier-Bleistift-Umfragen anfallen, erheblich zu reduzieren.
Auch die Datenbereinigung sowie die Kontrolle der Umfragedurchführung sind durch die elektronische Durchführung viel einfacher. In diesen Bereichen kommen typischerweise spezialisierte Programme zum Einsatz, welche für die jeweilige Umfragethematik optimiert sind oder in größeren Lösungen eingebunden sind. Hier lassen sich vor allen Dingen Kundenbeziehung und Qualitätsmanagement im Unternehmensbereich und spezialisierte Meinungsumfragewerkzeuge nennen.
Diese Spezialisierung lässt die allgemeinen Gegebenheiten außer Acht, die bei Frage-Antwort-Strukturen anfallen. Durch die Verwendung einer Ontologie als Datenstruktur und Mechanismen, um auf Basis dieser Ontologie sowohl den Fragebogen steuern wie auch auswerten zu können, ist es möglich, eine allgemeine Software zu entwickeln, die möglichst universell einsetzbar ist. In diesem Fall ist also das Technologiegebiet durch den innovativen Einsatz einer Ontologie im Bereich der Datenmodellierung, Datenzuordnung und Verarbeitung umschlossen. Aus den in den verschiedenen spezialisierten Befragungsarten vorhandenen und notwendigen Frage-Antwort-Strukturen werden die allgemeinen Strukturen von Fragen und Antworten herausgelöst, zusammengefasst und in einer Meta-Ebene abgebildet. Dies ermöglicht es, ein umfassendes Weltmodell solcher Strukturen vorzugeben, das in der Software verwendet wird, um konkrete Fragen und Antworten ihnen zuzuordnen. Diese Zu-ordnung erfolgt genauso softwaregesteuert wie die Auswahl für die Anzeige und allgemeine Formular- und Befragungssteuerung sowie Antwortvalidierung und -auswertung.